Das neue Schuljahr droht zu einem Abenteuer zu werden

Wenn der Niedersächsische Kultusminister Tonne (SPD) davon spricht, dass „nach der Sommerpause ein Maximum an Bildung und Betreuung“ angeboten werden soll und „in Kitas und Schulen auf einen neuen Normalmodus zugesteuert“ wird, dann muss man sich diese Worte einmal auf der Zunge zergehen lassen! Er hat diese Worte gewählt, um Eltern, Lehrer und Schülerinnen und Schülern Sand in die Augen zu streuen. Was ist bitte ein „neuer Normalmodus“ und was ist angesichts der immer noch aktuellen Pandemie „ein Maximum“?

Digitalisierung verschlafen

Der Landeselternrat hat deutlich gemacht, dass die Landesregierung die Digitalisierung der Schulen „verschlafen“ hat. Jetzt spricht auch der Lehrerverband von situationsbedingten Schulschliessungen und von einer nicht ausreichenden Vorbereitung der Schulen.

Vor der Corona-Krise waren nicht ausreichend Lehrkräfte vorhanden, jetzt fehlen etwa 20 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer, die einer Risikogruppe angehören und deswegen nicht für den Unterricht zur Verfügung stehen.

Da die Entwicklung der Pandemie nicht vorhersehbar ist, sind auch zukünftig punktuelle oder flächendeckende Schulschließungen nicht auszuschließen. Um dem zu begegnen, muss jetzt ein flächendeckender Ausbau der digitalen Lehr- und Lernsysteme erfolgen. Lehrkräfte müssen auf Schulschließungen vorbereitet und Schüler mit digitalen Endgeräten versorgt sein, bevor die Infektionszahlen erneut zu Lernunterbrechungen führen können.
 

Was ist "normal", was ist "Maximum" in Corona-Zeiten

Von einem normalen Unterricht kann unter diesen Umständen gewiss nicht die Rede sein. Bestenfalls von einem „neuen Normalmodus“, der sich auf die Corona-Bedingungen bezieht. Und auch ein „Maximum“ von Unterricht kann nicht die Rede sein, sondern lediglich von einem Unterricht, den die jeweilige Krisensituation zulässt.

Lehrkräfte fehlen

Digitaler Unterricht bietet sich gewiss nicht als gleichwertiger Ersatz für einen Präsenzunterricht an. Aber er würde den Kontakt zu den Schülern und damit den Bildungsprozess aufrechterhalten. Das ist aber kaum möglich, weil trotz jahrelanger Diskussionen Schulen bis heute noch nicht einmal komplett mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen ausgestattet waren. Und die Bildugsprozesse sind darauf ebenso wenig abgestimmt wie Lehrkräfte bis heute eine ausreichende digitale Bildungskompetenz vermittelt bekommen haben. Da droht das neue Schuljahr zu einem Abenteuer zu werden und zwar zu Lasten der Lehrkräfte, der Eltern und der Schüler.